Montag, 26. November 2012

Rezension: Blind Guardian - A Twist in the Myth

Blind Guardian ist eine der am höchsten geschätzten deutschen Metal-Bands. Mit ihren großen Melodien, griffigen Refrains, grandiosen Riffs und natürlich Hansi Kürschs höllisch guter Stimme haben sie internationale Standards für Power Metal-Bands gesetzt.

So viel zum Vorwort. Auf "A Twist in the Myth" verlässt die Band den Pfad, der sie einst zu Ruhm und Ehre führte. Natürlich sind die Erkennungsmerkmale des blinden Wächters immer noch vorhanden, aber musikalisch haben sich die Krefelder deutlich gen Progressive Metal orientiert und noch einen guten Schuss Symphonic- und Folk Metal in das epische Gebräu gegossen. Wenn man böse wäre, könnte man den neuen Stil als Mischung zwischen Helloween, Nightwish und Månegarm bezeichnen. Da ich das aber nicht bin, sage ich einfach nur, dass Blind Guardian eine interessante Gratwanderung zwischen den Genres gelingt.


"A Twist in the Myth" enthält sehr viele verschiedene Einflüsse - unter anderem auch von früheren Releases der Band. Es gibt hymnische Stücke wie "Lionheart" oder "Otherland", die auch wunderbar auf "Imaginations from the Other Side" gepasst hätten; das folkige Semi-Akustikstück "Skalds & Shadows", das mich stark an "The Maiden and the Minstrel Knight" vom Vorgängeralbum "A Night at the Opera" erinnerte (das im Übrigen die ersten Steine für den Weg legte, auf dem Blind Guardian nun wandeln) und "Turn the Page", das klare "Mirror, Mirror"-Referenzen aufweist.

Aber Blind Guardian wären nicht Blind Guardian, wenn sie nicht noch etwas Neues obendrauf gepackt hätten. So gibt es mit "Another Stranger Me" ein Lied, das so modern ist, ich hätte es beim ersten Hören kaum als Blind Guardian-Song erkannt. "Fly" hat eine leichte Tendenz zum Rock'n'Roll bzw. Classic Rock, und das epische "The New Order" sucht seinesgleichen in der gesamten Power Metal-Szene.

Das Album hat eine sehr klare Produktion, was besonders den Gitarren zugute kommt - endlich kann man sie klar und deutlich hören! (das habe ich bei früheren Veröffentlichungen leider ankritteln müssen, das klang teils doch arg verwaschen, wenn nicht gar matschig) Hansi scheint sich abermals stimmlich verbessert zu haben; seine Stimme übermittelt die Atmosphäre der einzelnen Songs ohne jede Mühe. Die Vervielfältigung seiner Stimme, um daraus einen regelrechten Chor zusammenzubasteln, gibt es nach wie vor - Daumen hoch dafür! Blind Guardian zeigen damit, dass sie sehr wohl in der Lage sind, an alten Traditionen festzuhalten.

Ein weiterer Pluspunkt sind die Lyrics. Blind Guardian (bzw. Hansi) schaffen es immer wieder, ohne allzu offensichtliche Klischees auszukommen, ganz anders als viele ihrer Genre-Kollegen. Die Texte können vielfältig interpretiert, ja, sogar regelrecht personalisiert werden. Für mich eine der größten Stärken der Band.

Conclusio: Blind Guardian erschaffen sich selbst neu, ohne die vergangenen Zeiten zu vergessen. Für mich ist "A Twist in the Myth" zusammen mit dem 1995-Klassiker "Imaginations from the Other Side" und dem 2012-Release "At the Edge of Time" eines der besten Werke der Band. Hier wird traditioneller deutscher Power Metal mit einem recht progressiven und modernen Klang verheiratet und mit der Epik des Symphonic Metal gekrönt. Blind Guardian sind definitiv eine Band, die im Laufe der Jahre immer besser wird, wie guter Wein oder Käse beim Reifen.

Anspieltipps: "Carry the Blessed Home", "Turn The Page", "The New Order", "Skalds & Shadows"

-----------------------------------------------------------------------------------------
Albuminformationen




Interpret: Blind Guardian
Herkunftsland: Deutschland
Album: A Twist in the Myth
Release: 01.09.2006
Label: Nuclear Blast

Tracklist:

1. This Will Never End 5:07

2. Otherland 5:14
3. Turn the Page 4:16
4. Fly 5:43
5. Carry the Blessed Home 4:03
6. Another Stranger Me 4:36
7. Straight Through the Mirror 5:48
8. Lionheart 4:15
9. Skalds & Shadows 3:13
10. The Edge 4:27
11. The New Order 4:49
                     Total: 51:31

Bonus Tracks auf der Japan Edition:
12. All The King's Horses 4:13
13. Dead Sound of Misery (alternative Version von "Fly") 5:18

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen